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Tourenski - Hoch hinauf auf zwei Bretter
01.10.2017 | erstellt von Gerold Santer via Sport 2000

Tourenski - Hoch hinauf auf zwei Bretter

Dass Tourenski keine kurzen Alpinskier sind, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Aber welche Unterschiede gibt es wirklich? Und wie viele? Vorausschickend lässt sich sagen: Es sind zumindest sieben!

Unterschiede bei Tourenskiern

Zweifellos sind Tourenki weicher und damit leichter im Gelände zu bewegen. Die Kollegen aus der Alpin-Fraktion präsentieren sich konstruktionstechnisch wesentlich härter, weil sie vor allem mit Laufruhe und Kantengrip verwöhnen wollen, in erster Linie auf gut präparierten, harten, ja sogar eisigen Pisten. 

Skibelag

Ein umgekehrtes Bild zeigt sich beim Skibelag. Hier präsentieren die Tourenski ihre harte Seite, müssen sie doch auch steinigeren Untergrund wegstecken können. Kein Vorteil ohne Nachteil: Alpinskier gleiten aufgrund ihres weicheren Belages besser. 

Bindung

Zugegebenermaßen gehört die Bindung nicht direkt zum Ski, aber sie sitzt direkt drauf. Darum ist sie hier mit dabei. Und wohl auch deshalb, weil die Unterschiede eklatant sind. Tourenbindungen sind zum einen leichter, zum anderen ermöglichen sie durch spezielle Ver- und Entriegelungssysteme das Bergaufgehen. Jede der beiden verlangt nach speziellen Skischuhen. Interessant: Auf Tourenski kann man alle angebotenen Bindungen montieren, auf Alpinski ist die Freiheit eingeschränkt. 

Gewicht

So gut wie alle Tourenskitypen sind leichter als Alpinski. Einfach deshalb, weil das Gewicht beim Aufsteigen naturgemäß eine größere Rolle spielt als beim Abfahren. Meistens ist es ein spezieller Holzkern aus besonders leichtem Holz, der den Tourenskis beim Gewichtsparen hilft. 

Skispitze

In Sachen Skispitze sind die Unterschiede am wenigsten ausgeprägt. Denn auch beim Tourenski hat sich die Rockerkonstruktion weitgehend durchgesetzt. Das heißt mit leicht angehobener Skispitze und -ende. So erzeugt der Ski mehr Auftrieb und Drehfreude im nicht präparierten Gelände. 

Taillierung

Es ist noch nicht so lange her, als Tourenskier deutlich weniger tailliert waren als Alpinskier. Seither ist eine Annäherung zu beobachten. Einerseits weisen Tourenski heute mehr Taillierung und eine breitere Schaufel auf, was die Performance im Tiefschnee verbessert. Andererseits wird bei multifunktionell einsetzbaren Pistenskiern die Taillierung geringer. 

Skilänge

Üblicherweise kauft man Tourenski, die 10 bis 15 Zentimeter kleiner sind als die Körpergröße. Kürzer heißt besseres Aufstiegsverhalten. Länger (bis Körpergröße) bedeutet Vorteile downhill, weil er nicht so leicht abtaucht. Bei pistenorientierten Alpinski gilt die Regel: Slalomski 20 cm unter Körpergröße und Allroundski 10 bis 15 cm darunter. 

Kategorien von Tourenski

Tourenski lassen sich in vier Kategorien unterteilen: Rallye, Tour klassisch, All Mountain und Freeride.

Klassische Tourenski

Hier ist der Großteil der typischen Tourengeher zuhause, die Wochenende für Wochenende abseits der Piste die Einsamkeit suchen. Diese klassischen Vertreter des Skibergsteigens besitzen Skier unter drei Kilo Gewicht, die gelände- und tiefschneetauglich sind, aber gleichzeitig mit genügend Griffigkeit für den abgeblasenen Gipfelhang überzeugen. Die Skibreite pendelt so um die 75 mm, die Bindung ist relativ leicht. In Sachen Schuh gilt: hoher Gehkomfort nach oben, problemlose und kraftsparende Kontrolle bis zu mittleren Geschwindigkeiten am Weg nach unten. Zusammengefasst lässt sich sagen: Die Kategorie Tour klassisch zeichnet sich durch eine relativ leichte Ausrüstung aus, wenngleich vor allem der Schuh und Bindung ruhig etwas stabiler sein dürfen. 

All Mountain Tourenski


All Mountain-Aktivisten sind Personen mit folgendem Persönlichkeitsprofil: zumindest passable skitechnische Fähigkeiten, Wunsch sowohl auf Piste wie im Powder nach Spaß zu suchen, sparsam auf eine einzige Ausrüstung fokussiert und eine eindeutige Neigung hin zur Abfahrt. Solche Tourengeher nehmen gerne etwas mehr Gewicht bei Ski, Schuh und Bindung in Kauf, um auch bei höheren Geschwindigkeiten in aller Ruhe und Gelassenheit ihrer Spuren im Schnee zu ziehen. Auch die zusätzliche Höhe und Härte der Schuhe bereitet ihnen wenig bis gar kein Kopfzerbrechen, wenngleich neueste Modelle aufgrund einer neuen Schaftkonstruktion ohne Zunge fast schon so etwas wie Halbschuh-Feeling erzeugen. Bindungstechnisch lässt sich sagen, dass sie den alpinen Modellen oftmals schon recht ähnlich sind. Das kann man von Bindungen im Rallyes-Segment eher nicht behaupten. 

Rallye Tourenski


Wer sich die schmalen Skier dieser Kategorie ans aufstiegsorientierte Bein schnallt, hat zweifellos eine unleugbare Präferenz für schnellsten Weg nach oben. Oder für anspruchsvolle alpine Unternehmungen. Die Abfahrtseigenschaften spielen eine untergeordnete Rolle, obwohl sie quasi im Jahrestakt immer besser werden. Entsprechend leicht präsentiert sich in diesem Segment der Ski. Idealerweise unterstützen der passende Schuh sowie die ebenfalls ultraleichte Bindung den gewünschten und deshalb maximalen Gehkomfort. Der wiederum spielt bei den Freeridern jetzt nicht wirklich eine nennenswerte Rolle. 

Freeride Tourenski

Tatsächlich geht’s bei Freeriden darum, das absolute Maximum aus der Abfahrt herauszuholen. Sprich lange Radien ziehen und ab und zu etwas Luft unter den Skiern spüren, die deshalb von eher breiter Form, steiferem Aufbau, härterem Flex und eher bescheidener Taillierungsind. Diskussionen um mühsame Aufstiege aufgrund der vergleichsweise schweren und unbequemen Ausrüstung werden mit einem flüchtigen Lächeln quittiert. Wenn überhaupt. Die härtesten Tourenschuhe sind gerade recht, die stabilste Tourenbindung die richtige und die Skier dieser Kategorie spielen ihre Stärken erst bei flottem Tempo so richtig aus. Klar, dass die User dieser Latten sowohl ski- als auch bindungstechnisch einiges drauf haben müssen. Möglicherweise eines jener topaktuellen Modelle, die sich gar nicht mehr Tourenbindung, sondern„Freeridebindung mit Aufstiegsfunktion“ nennen.

Materialcheck

Egal ob auf die harte oder genussorientierte Tour – Spaß macht der Aufstieg nur dann, wenn die Kondition passt und das Material stimmt. Deshalb empfiehlt sich vor dem Aufbruch nicht nur ein Body- sondern auch ein Materialcheck. 

Wie alt sind die Touren-Skischuhe?

So wie ein Mensch, altert auch ein Skischuh ganz von selbst. Bei seiner Schale ist im Schnitt schon nach fünf bis sechs Jahren Schluss. Nimmt man den ohnehin schon sehr beanspruchten Tourenskischuh hart ran, dann kann schon früher eine Beschädigung auftreten. Betrifft es den Innenschuh, sollte das alleinige Nachkaufen dieses Teils kein Problem sein. Weiters empfiehlt sich auch ein Blick auf die Sohle, weil sie bei zu starker Abnutzung nicht mehr mit der Bindung harmoniert. 

Alle Bindungsteile geschmiert?

Bevor man sich mit den Skiern ins Gelände verabschiedet, lohnt auch eine Inspektion der Bindung. Bei Stegbindungen heißt es, alle beweglichen Teile einölen. Dabei kann man auch gleich die Einrastfunktion überprüfen. Einfachere Bindungen lechzen ebenfalls nach einem Tropfen Schmierstoff. Darüber hinaus sollte man kontrollieren, ob die Zapfen am Vorderbacken Nachstellbedarf haben. Zudem nicht vergessen: Befestigungsschrauben am Ski überprüfen! 

Skibelag in Ordnung?

Sorgsame Tourengeher haben schon im letzten Frühjahr den Ski mit einer Wachsschicht überzogen und brauchen sie jetzt nur abziehen, ausbürsten und dann die Kanten schärfen. Alle anderen – und solche, die Kantenschleifen nicht auf ihrer To-do-Liste stehen haben - gehen am besten zum Fachhändler. Der verpasst dem Belag auch eine Struktur, die ihn für Wachs aufnahmefähiger macht. 

Felle ok?

Sollte das Fell nicht mehr ordentlich haften, hilft das Aufbringen eines neuen Klebers. Zusätzlicher Tipp vor der ersten Tour: Unbedingt den Spitzenspanner aus Gummi kontrollieren! 

Bekleidung frisch imprägniert?

Im Winter haben Gore-Tex, Softshell und Mehrlagenteile wieder Hochsaison. Fragt sich nur, ob sie auch voll funktionstüchtig sind. Dazu besorgt man sich spezielle Pflegeprodukte zum Waschen und Imprägnieren, sofern man das nicht ohnehin schon beim „Einsommern“ getan hat. 

Sicherheitsausrüstung voll intakt?

Unbedingt das LVS-Gerät auf Funktionstüchtigkeit prüfen und Batterien erneuern. Dann den Lawinenairbag bei einem Fachhändler zur Probe auslösen. Nicht zu vergessen, den Helm auf Beschädigungen und Risse zu checken. Ist er mehr als sechs Jahre alt, auf alle Fälle tauschen. Zuletzt noch Schaufel und Sonde auf Beschädigungen gründlich untersuchen.

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