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Weissmies 4.017m, Lagginhorn 4.010m, Allalinhorn 4.027m und Mönch 4.107m mit der Alpinschule Follow me
12.07.2019 | erstellt von Gerold Santer

Weissmies 4.017m, Lagginhorn 4.010m, Allalinhorn 4.027m und Mönch 4.107m mit der Alpinschule Follow me

Erlebnisbericht einer fantastischen Hochtourenwoche im Wallis sowie im Berner Oberland. Vier eigenständige 4000er in nur 5 Tagen bei fantastischem Bergwetter und Verhältnissen.

Weissmies-Überschreitung und Lagginhorn - Direktanstieg zum Allalinhorn und Mönch im Berner Oberland

 

Treff, 13.30 Uhr Interlaken. Inselregion zwischen Thunersee und Brienzersee im Berner Oberland. Meine zweite Heimat und Kraftort seit langer Zeit. 

Es ist schon über ein Jahr her, unser letztes Abenteuer am Matterhorn und auf der Dufourspitze. Eine sehr schöne und starke Erinnerung verbindet uns daran.

Nach dem üblichen Check der Ausrüstung und dem Einladen unserer Kisten und Rucksäcke in den nagelneuen Bus meines Gastes, fahren wir los in Richtung Spiez und Kandersteg. Wir planen mit Hilfe der Autoverladung auf den Zug durch den Lötschbergtunnel ins Wallis zu wechseln. Unser Ziel, Saas Almagell, Talort vom Almagellertal und Ausgangsort für den Aufstieg zur Almageller Hütte auf 2.894m. 

Letzte Kontrolle und Reduktion der Ausrüstung und vom Gewicht. Wir wissen genau, dass jedes Gramm getragen werden will. Es ist schwül und der Wetterbericht sagt Gewitter am Nachmittag voraus. Erste Wolkenvorhänge verhindern den Blick zu Dom und Täschhorn, der Könige in der Mischabelgruppe hoch über Saas Fee. Es ist schon nach 15 Uhr. 

Wir schweben mit dem gemütlichen alten Sessellift bei Furggstalden hinauf. Mit leichtem Herzklopfen über die zwei Hängebrücken und danach in Richtung Almageller Alp. Wir sind flott unterwegs und es tröpfelt schon leicht. Kurz vor der Alm sind wir schon ganz verschwitz und nass vom Regen. Wir kehren ein. A bissl unübersichtlich da. Eingang durch die Küche und hinter der Bar vorbei in die Stube. Die alten Bilder an der Wand und das Inventar erinnern an alte Zeiten. Der Rabarberkuchen ist sehr zu empfehlen, ein saftiger Genuss. Es hellt wieder auf und der Regen lässt nach. Auf geht’s ! Wir haben noch über 700 Höhenmeter bis zur SAC Hütte. 

Die Hütte und die Lager sind gut gefüllt. Ein akustischer Genuss verschiedenster Schnarchgeräusche versüßt uns das Aufstehen kurz vor vier Uhr Früh. Es ist noch ca. eine Dreiviertelstunde Dunkel und wir düsen als eine der ersten Gruppen los. Auch Heute wieder Gewitterwarnung laut Wetterbericht. Von der Hütte zum Zwischenbergpass und bei sehr weichem Schnee in Richtung Südgrat. Wir sind super unterwegs und problemlos am Einstieg vom Felsgrat angelangt. Von Köln innerhalb 24 Stunden auf über 4000m, wir spüren die Höhe in den Gelenken und beim Schnaufen.

Der erste 4000er dieser Woche – das Weissmies 

Kleine Schritte und sauberes Steigen. Am kurzen Seil über den Grat bis zum Vorgipfel ohne Steigeisen. Nach kurzer Rast und mit montierten Steigeisen geht’s in Richtung Hauptgipfel vom Weissmies welches wir fast Alleine für uns haben. 

Im Abstieg warten die noch vor einer Woche gesperrte Eisflanke und das herannahende Gewitter. Die herunterhängenden Zerack Türme und der Gletscherbruch bieten jedes Jahr die gefährlichsten Stellen hier 

am Weissmies. Die Unberechenbarkeit solcher Eisgebilde wirft bei jeder Hochtour die Frage auf, ob das Risiko und die Gefahren, wohl in Relation zum Gipfelerfolg stehen. Heute ist es wiedermal gut gegangen. 

Dem Gewitter konnten wir jedoch nicht entrinnen. Erst Graupel, dann Hagel mit Wind und Schneefall und danach noch Blitz und Donner. Glück gehabt, der Blitz hat uns trotz Pickel in der Hand und Metall am Gurt verschont.

Wir erholen uns am Nachmittag in der Hohsaas Hütte und bereiten unsere nächsten Tourentage vor. Britannia Hütte noch schnell reserviert. Laut Wetterbericht soll es im Berner Oberland ab Mitte der Woche auch perfekt passen. Also rufe ich auch noch  auf der Mönchsjochhütte an und reserviere uns einen Platz für Mittwoch auf Donnerstag. Zum Glück haben alle noch Platz für uns.

Zweiter 4000er dieser Woche – das Lagginhorn

Heute steht der Normalweg zum Lagginhorn am Programm. Obwohl der Südgrat für uns technisch keine Probleme bereiten würde, machen wir uns auf dem Normalweg los. Unser Tagesprogramm ist ja noch eng gestrickt, deshalb haben wir uns so entschieden. 

Es stellte sich als gute Idee heraus, da der Fels am Gipfelgrat vom Schnee und Graupel der Gewitter voll vereist und gefroren war. Ohne Probleme kommen wir am Gipfel an.

Heute ist es schon viel kälter als Gestern und unsere Gesichtshaut, die Zehen und die Finger geben uns unverkennbare Zeichen dafür. Oben war noch ein einzelner Mann, welcher uns tolle Fotos machte. Danke dafür.

Nächster Gipfel zum greifen nah

Vom Lagginhorn aus hat man den Hohlaubgrat super im Blick. Er präsentiert sich in bestem Zustand. Von der Ferne erkennt man noch keine aperen Stellen.

Tatsächlich zeigt sich dieses Bild auch bei der nachmittäglichen Erkundungstour welche ich meist noch zum Abschluss des Tages mache. Die Bedingungen sind nahezu perfekt. Es hat heuer viel Schnee in den Ebnen, aber jedoch schon grenzwertig wenig am Grat. Dafür verantwortlich zeichnen der schneereiche Mai und der wärmste Juni der Geschichte seit Beginn der Aufzeichnungen.

Weckruf am Berg

In der Britanniahütte ist es Tradition dass die Bergsteiger von den Mitarbeitern zur passenden Uhrzeit freundlich geweckt werden. Für das Strahlhorn sollte das Heute um 3 Uhr und für den Hohlaubgrat um 4 Uhr sein. Leider wurde da mit den Zimmern was verwechselt und wir wurden schon mit der ersten Gruppe geweckt. So ging ich nach einer Frühmorgendlichen Pinkelpause noch mal für 45 Minuten unter die Decke. 

Allalinhorn über den Hohlaubgrat

Nach einem perfekten Start und bei guter Spur genossen wir den Firngrat in vollen Zügen. Der kurze Felsaufschwung konnte super von uns gemeistert werden. Die Felsqualität erweist sich aktuell als besonders brüchig. Der Gipfelgrat im Firn ist jedoch wieder super gefroren und gut gespurt. Mühelos erreichen wir den Gipfel 

Am Nachmittag wechseln wir zurück nach Interlaken und lassen uns nach einer ausgiebigen Dusche direkt am Thunersee mit einer Pizza verwöhnen. 

Jungfraujoch 

Früh am Morgen fahren wir ab Grindelwald Grund mit der Jungfraubahn bis auf das Jungfraujoch. Vorbeifahrend an den berühmten Größen wie Eiger Nordwand und Jungfrau sehen wir schon unser nächstes Ziel, den Mönch.

Der Mönch lässt sich mit Hilfe der Bahn gut als Tagestour machen. Unser Vorteil: die perfekte Akklimatisation mit Hilfe unserer drei Viertausender sowie der Übernachtungen auf den Hütten und dem Regenerationsnachmittag und der Nacht im Tal. Unser Plan ist jedoch die Übernachtung am Berg um vielleicht noch die Chance auf die Jungfrau zu wahren.

Oben angekommen, lassen wir uns von den Touristen und den Attraktionen vor Ort  nicht ablenken und starten geradewegs in Richtung Mönchsjochhütte. Beim Einstieg depnieren wir noch unsere Hüttenutensilien und die Stöcke in einem Seesack. Mit leichtem Gepäck geht es los. 

Die ersten Felsaufschwünge lassen sich super ohne Steigeisen bewältigen und geübt und geschickt mit dem kurzen Seil holen wir sogar noch Seilschaften vor uns ein. Einen Einzelgänger kann man beobachten. Beim ersten Firngrat schnallen wir unsere Steigeisen an und werden diese bis zum Gipfel auch nicht mehr ausziehen. Der Weiterweg bis zur Schulter vor dem Gipfelgrrat läuft super. 

Der berühmte Gipfelgrat am Mönch und der vierte 4000er der Woche

Auf dem Gipfelgrat bewegt man sich aktuell wie auf Messers-Schneide. Sehr schmal und steil zu den Seiten abfallend bietet sich für Alpinisten ein wahrer Hochgenuss im Schnee. Ohne die Möglichkeit seitlich mit dem Pickel zu stützen balancieren hier Bergsteiger in Richtung Gipfel hoch über Grindelwald und der kleinen Scheidegg. Heute steigen wir zum Glück ohne starken Wind und mit wenig Gegenverkehrt.

Oben angekommen sind wir Heute nicht alleine. Zwei andere Seilschaften sowie der Einzelgänger stehen schon oben. Nach einem zünftigen Bergheil, warten wir noch zwei Seilschaften hinter uns ab und starten dann zum Retourweg. Leider machen das nicht alle. Deshalb müssen wir im Abstieg dreimal mit Aufsteigern kreuzten. Da ein seitliches vorbeigehen unmöglich ist, erleben wir so manche akrobatische Einlage. Bergsteigen ist meist ein verständliches Miteinander und manchmal ein umständliches oft unnötiges Kräftemessen oder Durcheinander. Es gibt jedoch immer den gleichen Gewinner, den Berg.

Glück gehabt

Beim Abstieg nach der Schulter bieten die eingeschlagenen Stangen für Seilschaften mit Seil enorme Sicherheit. Wenn man möchte kann hier gut gesichert werden. Gesichert war unser Einzelgänger natürlich nicht. Weiter benutzte er den am Rucksack montierten Eispickel nicht sondern versuchte den Abstieg der über 35° steilen Gipfelkante vorwärts absteigend mit Stöcken. 

Er rutscht aus! Mit viel Glück kann er sich noch in Bauchlage umdrehen und so zum Stillstand kommen. Da es genau hinter mir geht bleibt mir fast das herz stehen. Bin froh dass Ihm nichts passiert ist.

Nach diesem Schrecken steigen wir ohne Mühe zur Mönchsjochhütte ab Wo wir einen wunderbaren Sonnenuntergang genießen. 

Abschlusstour Klettersteig Rotstock

Da der Wetterbericht nicht mehr zu 100% gut war und wir die letzten Tage schon etwas in den Knochen spürten, entschieden wir uns für das zweite Frühstück um 6.30 Uhr.

Der Klettersteig zum Rotstock bei der Station Eigergletscher bot uns noch eine abwechslungsreiche Alternative für einen runden Abschluss unserer Woche.

Nach einer kurzen Einkehr im Schirm bei Gisela auf der kleinen Scheidegg traten wir unseren Heimweg nach Grindelwald an. 

Es war ein eindrückliches Erlebnis am Berg. Wieder sind wir ein Stück weit gewachsen und hatten unglaublich viel Spaß und Freude.

Dankeschön

 

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